"D'r verdauschte Urlaub"

Ludwigsburger Kreiszeitung (26.11.2018)Montag, 14.01.2019 10:11

Einblick in die Welt der Camper

Bei der Schwaben-Bühne feiert das Stück „D‘r verdauschte Urlaub“ Premiere

 

Asperg. Camping boomt, der Wohlhabende ist im Luxuswohnanhänger unterwegs und die finanziell nicht so reich Gesegneten stellen ihr Zelt auf - falls das funktioniert. Im neuesten Stück der Schwaben-Bühne „D‘r verdauschte Urlaub“ prallen diese Welten aufeinander und die Lacher sind garantiert.

Die Schwaben-Bühne ist eine Besonderheit. In dem plüschig-kleinen Saal mit den Kronleuchtern wird seit 1974 Mundarttheater gepflegt. Und auch das geht mit dem Zeitgeist, wie der Schwank in drei Akten von Bernd Gombold beweist. Den hat Regisseur Theo Eisele auf schwäbisch getrimmt und er lässt reichlich schräge Charaktere aufeinander treffen.

Camper haben schon das Reality-TV erobert, Rentner machen mit dem Wohnmobil ganz Europa unsicher und Gisela sowie Gottfried Hansemann pflegen den stilvollen Urlaub mit Teekännchen und Vorgarten. Blazenza Seitz und Gerhard Pientsch setzen dieses pedantisch-blasierte Paar treffend in Szene.

Die geballte Wucht in Form der Familie Muffel belebt schließlich die freie Nachbarparzelle. Andreas Pfeiffer spielt den Klaus Muffel als biertrinkenden Proll mit Feinrippunterhemd und haarsträubenden Kommentaren jenseits politischer Korrektheit. Einziger wirkungsvoller Gegenpart: Schwiegermutter Martha, von Pia Ries gelungen in Szene gesetzt. Sie nimmt kein Blatt vor dem Mund und zetert mächtig gegen ihren mit geistigen Gaben nicht allzu reich gesegneten Schwiegersohn.

Dessen Frau Erika, gespielt von Sarah Kruspel, versucht zu vermitteln. Prägende Szene im ersten Akt: Die Muffels bauen, unterstützt von den Hansemanns, erfolglos das Zelt auf, erst nach Öffnung des Vorhangs im zweiten Akt steht es.

Die Hansemanns und die Muffels schließen bald einen Pakt und der hat mit dem schnöseligen Sohn Tom der Hansemanns zu tun. Tom hat sich angekündigt und die Hansemanns ahnen: Der will nur wieder Geld. So vertauschen die Familien die Rollen, die Muffels werden zu den Luxuscampern und die Hansemanns zu den mittellosen Zeltbewohnern.

Martin Dannenberg verkörpert den finanziell chronisch klammen Sohn Tom mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Macho-Gehabe. Dessen Freundin Jenny (Natalie Watzlaw) riecht den Braten schnell und wirft sich dem vermeintlich wohlhabenden Klaus Muffel an den Hals, während Tom die Frauen gleich reihenweise um den Finger wickelt. Sogar die selbst ernannte Therapeutin, Beraterin und Supermutti Frauke fällt auf ihn herein. Martina Rothärmel sorgt als nervtötende Frauke mit schriller Stimme für ein Highlight im Geschehen. Und da ist dann auch noch der von Lewon Richter verkörperte Camper Peter, ein komischer Typ, der sich immer was ausleihen muss.

Diese skurrilen Figuren garantieren einen heiter-entspannten Theaterabend, der mal nicht in einem Wohnzimmer, sondern in der freien Natur spielt. Das Bühnenbild mit großformatigen Fotowänden und Kunstrasen, das Theo Eisele und Gerhard Pientsch entwickelt haben, macht die Camping-Atmosphäre perfekt.

 

Info: Die nächsten Aufführungstermine für „D‘r verdauschte Urlaub“ sind an den Samstagen 1., 8. und 15. Dezember jeweils um 20 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.schwaben-buehne.de.