Ein echter Schwerenöter

Bietigheimer Zeitung (24.05.2011)Mittwoch, 25.05.2011 17:40

Auf dem aktuellen Spielplan der Schwaben-Bühne in Asperg steht die Farce "Dr Landratskandidat" von Horst Willems. Das Sechs-Personen-Stück inszenierte Bodo Kälber in gewohnt lockerer Form.

 

Der schwergewichtige Bürgermeister eines kleinen Landstädtchens namens Albert Fingerle möchte gern Landrat werden. Als Kandidat für den begehrten Posten müsste er jedoch vorsichtiger sein, als er es in dem Stück von Horst Willems, das die Schwabenbühne in Asperg zeigt, tatsächlich ist. Obschon mit Irene verheiratet, unterhält er ein heftiges Techtelmechtel mit seiner Freundin Biggi. Mit ihr trifft er sich heimlich in seinem abgelegenen Landhaus. Doch dort taucht nicht nur plötzlich seine Gattin auf, sondern vor allem ein vermeintlicher Freund, der wohnungslose Arbeitslose Jürgen Schlotterbeck, dem Fingerle irgendwann mal Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche versprochen haben soll.

Der weitere Verlauf der Handlung ist recht dramatisch. Alfred Fingerle gerät als echter Schwerenöter immer wieder in Schwierigkeiten. Höhepunkt ist ein Schuss aus seiner Flinte, der beim befreundeten Ortspolizisten Harry Weber eine vorübergehende geistige Verwirrung auslöst. Und dann erscheint auch noch die lang erwartete Parteifreundin aus Berlin, die den Landratskandidaten in seinen Bemühungen um das Amt unterstützen will. Damit enthält die Farce von Horst Willems alle Zutaten zu einem handfesten Klamauk, den die sechs fabelhaften Mitwirkenden mit Bravour über die Bühne bringen.

Die Inszenierung von Bodo Kälber ist stets voller Bewegung, und der routinierte Regisseur von bodenständigen Stücken mit Freizeitdarstellern verstand es einmal mehr, sein Ensemble zu kraftvoller Verkörperung der einzelnen Bühnenfiguren zu führen. Vor allem bei der präzisen und temporeichen Abfolge der Auftritte und Abgänge der Personen durch mehrere Türen zeigte sich dies. Im Saal stieg die Stimmung der Besucher nicht zuletzt auch deshalb sehr schnell.

Neben den schon seit längerer Zeit an der Schwaben-Bühne mitwirkenden Darstellern Joachim Hees als Albrecht Fingerle, Gabriele Käppeler als dessen Gattin Irene, Dietmar Heinz als angeschossener Polizist Harry Weber, Angelika Haug als Biggi und Isabell Herrmann als Parteigenossin Ulli Bieringer war zum ersten Mal Sven Kapfenstein als Jürgen Schlotterbeck mit von der Partie. Er bewies ebenbürtiges komödiantisches Können wie seine Kollegen und charakterisierte den wohnsitzlosen Arbeitslosen sehr glaubwürdig und lebensnah. Das Sextett sorgte mithin für oft laut und heftig ausbrechende Lachsalven im Raum.